Die meisten fahren vorbei: auf der Autobahn 445 im Osten, auf der
Bahnstrecke Werl-Unna im Süden oder auf der K18 in nordwestlicher
Umgehung des Ortskerns. Beim Blick vom Haarstrang ist es im Schatten von
Möbelhaus und St. Kunibert in Büderich kaum auszumachen.
Dabei ist das Dorf, von dem hier die Rede ist, den zweiten Blick
durchaus wert. Denn zwischen Fachwerk und Klinkerneubau existiert eine
lebendige Dorfgemeinschaft, die den Strukturwandel der letzten
Jahrzehnte für sich zu nutzen wusste. In einem ehemals
landwirtschaftlich geprägten Örtchen gibt es heute nur noch einen Voll-
und zwei Nebenerwerbshöfe. Doch das Dorf lebt. Durch die Erweiterungen
seit den sechziger Jahren hat es sich sogar vergrößert.
Diese Veränderungen ebenso wie Eigenständigkeit und Gemeinsinn der
Budberger spiegeln sich im Dorfbild wider. Umrahmt von drei
Neubaugebieten präsentiert sich auch im Ortskern alt neben neu. Einen
hohen Kirchturm sucht man zwar vergebens, aber die Zugehörigkeit zum
Büdericher Kirchspiel hielt die Budberger nicht davon ab, 1937 eine
eigene Kapelle zu errichten. Zwar wird die sonntägliche Messe vom
"Leihpfarrer" gelesen, aber Messdiener und Besucher kommen aus dem Ort.
Der Platz jedoch, der den Budberger Geist wohl am eindrücklichsten
verkörpert, ist die Gemeinschaftshalle. Von dort rückt nicht nur die
Löschgruppe aus, sie bildet auch den Mittelpunkt des Dorffamilienfestes
und der "Budberger Kunststückchen" sowie des Adventsmarktes. Genutzt
wird sie von den örtlichen Vereinen, vermietet wird sie nur an
Budberger. Die gleiche Entschlossenheit, mit der die Einwohner in
weitgehender Eigenleistung ihre Halle errichtet haben, zeigt sich auch
im regen Vereinsleben, nicht zuletzt während der närrischen Jahreszeit.
Zwar unterhält der Ort keinen eigenen Schützenverein, das ist jedoch
kein Hindernis bei der Beteiligung am Werler Karnevalsumzug. Seit
mehreren Jahren stellt der Ort einen Wagen und zuletzt eine Fußgruppe
von hundert Narren.
Da sich Budberg seiner inneren und äußeren Werte bewusst ist, haben
sich die Dorfbewohner entschlossen, nach zwölfjähriger Abstinenz wieder
am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teilzunehmen. "Wir haben viele
Neubürger hinzubekommen in den letzten Jahren. Die sollten erst einmal
integriert werden und sich wohl fühlen", erläutert Ortsvorsteher Klemens
Becker den aktuellen Vorstoß. "Wir sind ja auch ein kleiner Ort, da
machen wir nicht jedes Mal mit." Für die laufende Bewerbung jedoch sieht
er das Dorf "auf einem sehr, sehr guten Weg". Es bleibt also spannend im
malerischen Wohndorf nordwestlich der Hellwegstadt.
Auf dem Hof Becker gibt es nicht nur Hühner. Auch Pferde haben hier ein
Zuhause. Und wie man sieht, werden die Vierbeiner nach Strich und Faden
verwöhnt.